Die sogenannte «Burgunderschale» ist ein glänzendes Beispiel, wie aus einem unbedeutenden Stück Kriegsbeute durch materielle Veränderungen und rituellen Gebrauch eine einzigartige Trophäe und ein Geschichtsmonument geschaffen wurde.

Das kostbare Kleinod kam nach seiner Erbeutung auf geheimnisvollen Wegen wieder zurück an adelige Höfe, um schliesslich ganz verloren zu gehen. Obschon das Schmuckstück nie zur Trophäe wurde, verkörpert es bis heute den Glanz der Burgunderbeute.

Die kostbare Bildertafel wurde während der Reformation in einem Kloster konfisziert und erst später zu einem burgundischen Beutestück umgedeutet. Die Deutung als neu erfundene Trophäe überschrieb die lange Geschichte der Tafel in Frauenhänden und den Akt der religiösen Beschlagnahmung.

Das Meisterwerk aus Norditalien trägt nur noch lückenhafte Spuren seiner Herkunft. Der einstigen Rolle in der Schlacht beraubt, wurde die Rüstung neu mit einem Mythos verbunden. Gerade die geheimnisvolle Herkunft ermöglichte es, sie zur Erzählerin einer ganz anderen Geschichte zu erklären.